NEWS / iTAN-Verfahren von Experten geknackt

11.11.2005 16:00 Uhr    Kommentare

Einem Team der Ruhr-Universität Bochum ist es gelungen, das beim Online-Banking verwendete Sicherheitsverfahren iTAN zu knacken. Das Expertenteam der Universität hat das Verfahren innerhalb eines Tages überwunden. Mit Hilfe eines Man-in-the-Middle-Angriffs über eine gefälschte Webseite konnte ein symbolischer Betrag von einem Euro auf ein anderes Konto überwiesen werden.

Als Reaktion auf die Häufung von Phishing-Attaken der vergangenen Zeit führten einige Banken das iTAN-Verfahren ein. Kunden, die eine Transaktion online tätigen wollen, geben bei dieser Technik nicht wie bisher einen beliebigen TAN-Code zur Freigabe ein, sondern werden von der Bank zur Eingabe eines bestimmten Codes aus einer Liste aufgefordert. Damit soll unterbunden werden, dass sich Betrüger mit einem beliebigen ergaunerten Code an einem Kundenkonto bedienen können.

"Mit einer geringen Modifizierung der verwendeten Technik können Kriminelle auch das iTAN-Verfahren austricksen", teilte Christoph Wegener von der RUB mit. Die Testbetrüger der RUB forderten das Opfer per Mail zur Eingabe von Kontonummer und Passwort auf einer gefälschten Bankseite auf. Sobald die Daten im Server eingegangen waren, stellte dieser eine Verbindung mit dem tatsächlichen Bankserver des Opfers her. Die Abfrage des Freigabecodes wurde dann automatisch an den ahnungslosen Kunden weitergeleitet. So erhielt der Angreifer die korrekte TAN und konnte die Überweisung durchführen.

Wegener betonte, dass sowohl TAN und iTAN bei korrekter Überprüfung der SSL-Verbindung sicher seien. Allerdings hätten die Angriffe der letzten Zeit gezeigt, dass die Betroffenen den Schutzmechanismus SSL schlichtweg ignorieren oder nicht verstehen. "Hier ist gegenüber den Kunden verstärkt Aufklärungsarbeit zu leisten", forderte Wegener.

"Die einzig wirklich sichere Lösung ist der Einsatz von Kartenlesern der Klasse drei. Bei diesen Geräten wird sichergestellt, dass die persönlichen Informationen des Kunden auf dem Kartenleser verbleiben und nur verschlüsselt gesendet werden", erläuterte Wegener. Doch diese Methode stößt bei den Bankkunden auf wenig Gegenliebe, da sie mit zusätzlichem Aufwand verbunden ist. "Zudem sind diese Geräte nicht gerade preiswert", meinte Wegener abschließend, denn mit Kosten zwischen 80 und 100 Euro sei in jedem Fall zu rechnen.

Quelle: pressetext, Autor: Jochen Schembera
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